HISTORISCHE ERINNERUNG [03] Denktagebuch „Eine Flaschenpost ins Niemandsmeer. Mensaje escrito y enviado en travesía por el mar de nadie”. Eine Anspielung auf Paul Celans Gedanken: „Das Gedicht kann, da es ja eine Erscheinungsform der Sprache und damit seinem Wesen nach dialogisch ist, eine Flaschenpost sein, aufgegeben in dem – gewiß nicht immer hoffnungsstarken – Glauben, sie könnte irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht. Gedichte sind auch in dieser Weise unterwegs: sie halten auf etwas zu.“ (Ansprache anlässlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Freien Hansestadt Bremen, 1958. In: Gesammelte Werke, 3. Band, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1983, S. 185 ff.) Celan seinerseits spielt an auf einen Essay von Ossip Mandelstam, „Über den Gesprächspartner“. Der Erzähler findet darin eine Flasche mit Namen und Lebensgeschichte eines gestrandeten Dichters. F. A. zitiert in einem Denktagebuch: „Quant à l'avenir, tout bon art devrait se fier à la «poste de la bouteille», Celan (Flaschenpost), le «pays du cœur» (Herzland) ne manquent pas de rivages.” Abad erwähnt, dass P. Celan sich auch auf den Literaturkritiker Hans Mayer bezieht. Dabei beruft Abad sich auf die Nachforschungen von Arnau Pons, Nissaga d´Abolits [Ein Geschlecht von Abgeschafften], S. 46: „Man vergleiche den Gebrauch des Ausdrucks ‚Flaschenpost’ in Hans Mayers Vorwort zu seinem 1946 erschienenen Buch: Georg Büchner und seine Zeit (Frankfurt: Suhrkamp,1972, S. 7), der Celan zweifelsohne inspirierte, als er in seiner Bremer Rede 1958 auf diese Weise vom Gedicht sprach. (GW 3, 186) [...] Celan verdankt die Metapher von der Flaschenpost Hans Mayer. Das Mayer gewidmete Gedicht ‚Weissgeräusche‘ legt davon ein unbestreitbares Zeugnis ab.“
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